Renate Bodmer
*1939 in Zofingen, †2020 in Winterthur
Renate Bodmer lebte ab 1975 mit ihrem Partner, dem Maler Bendicht Fivian, in Winterthur. Sie liess sich vom amerikanischen abstrakten Expressionismus inspirieren, bevor sie um 1985 gegenständlich zu arbeiten begann. «Mit der fi gürlichen Thematik ist die intensive Farbigkeit in meinen Bildern einer tonalen Malerei gewichen», erklärte sie 1986. Später malte sie vor allem mit schwarzer Tusche, primär Pfl anzen, ausgehend von einer Serie zu treibenden Kartoffeln.Die Tonalität in den ausgestellten Arbeiten evoziert eine Innenschau und siedelt die Szenen zwischen Traum und Alltag an. So gross die sehr persönlichen Bilder auch sind, sie geben ihr Geheimnis nicht preis. «Selbstportrait», 1986, in Acryl und Gouache auf quadratischer Leinwandplache mit Ösen, zeigt die Künstlerin in Weiss, wohl wie sie sich gelöst und aufmerksam beim Porträtieren im Spiegel betrachtet. Ob es sich bei den ihr abgewandten, weniger detailreich wiedergegebenen Frauenfi guren in strenger Haltung auch um die Künstlerin handelt, bleibt offen. Möglicherweise ist eine innere Transformation verbildlicht, zu der das kauernde Mischwesen mit der Schnauze eines Esels und den Ohren eines Fuchses vielleicht einen Beitrag leistete, blickt es doch in die gleiche Richtung wie die Künstlerin. Die Beleuchtung der Szene lässt sich nicht real begründen, sondern scheint mit den seelischen Zuständen der Figuren zu korrespondieren. Auch im Bild «Erfundene Frauenfi guren», 1990, das einen nächtlichen Umzug zeigt, wirken die Lichtverhältnisse surreal. Auf den ersten Blick erinnert die Darstellung an eine Prozession, allerdings keine katholische angesichts der drei Frauen auf Rollschuhen, die sich in ihrer Nacktheit ausnehmend selbstverständlich bewegen. Die helle kleine Figur mit bewegten Haaren scheint sich dank übernatürlicher Kräfte auf dem Kinderstuhl zu halten. Ihre Körperproportionen und Gesichtszüge wirken erwachsen, die Bewegungen hingegen kleinkindlich. Umzüge, so von Menschen an Gehstöcken in einem Altersheim, kommen auch in Renate Bodmers «Aufzeichnungen» aus den 1990er-Jahren vor. In diesen grossformatigen Kohle- und Kreidezeichnungen auf Packpapier verarbeitete die Künstlerin Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Jugend. Die abgründigen Begebenheiten setzte sie in beengte, guckkastenartige Räume.
Renate Bodmer war in der Malerei, der Zeichen- und der Ton-Objekt- Kunst tätig. Nach der Ausbildung zur Primarlehrerin Ende der 1950er- Jahre folgt in den 1960ern die Ausbildung zur Kunsterzieherin in Bern und der Besuch der Malklasse von Max von Mühlenen. Anfang bis Mitte der 1970 mit einem Atelierstipendium der Stadt Winterthur in Berlin. Nach der Rückkehr Lehrauftrag an der Kantonsschule im Lee, Winterthur. Es folgen die Ateliergemeinschaft mit Fivian Bendicht und Aufenthalte in Paris, Cité Internationale des Arts. Als Mitglied der Künstlergruppe Winterthur war sie deren letzte Vertreterin im Kunstverein Winterthur. Ihr Atelier, das sie mit Bendicht Fivian teilte, befand sich in Töss.
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Ausstellungen: Kunsthaus Elsau 2022 — Helmhaus Zürich 2022 — Kammgarn West 2021 — Zeughaus Uster 2019 — Villa Renata Basel 2018 — Villa Flora Winterthur 2017 — Salzhaus Brugg 2016