Florian Bühler

*1983 Lugano, lebt im Zürcher Oberland und im französischen Jura

Florian Bühlers Arbeiten sind einerseits chaotisch und gleichzeitig enorm steril. Ausgedrückte Thomy-Tuben, leergetrunkene Bierdosen, angeordnet als Atelierszene, betitelt als «Crème Fraîche». Das Abteil eines Gefrierfachs, ein Kohlkopf, eine Pizza und ein Katzenschädel – «Kohlkopf». Gegenstände, die den Betrachter:innen bekannt scheinen. Dennoch verbirgt sich in Bühlers Anordnung eine gewisse Absurdität. Was sich zunächst willkürlich anhört, sieht auf der Leinwand durchdacht und platziert aus, deshalb die Assoziation eines sterilen Chaos. Auch wenn diese Arrangements beinahe fotorealistisch wirken, betont der Künstler, dass ihn der Fotorealismus wenig interessiere und er sich viel mehr von Stilrichtungen der 1920er-Jahre wie der Neuen Sachlichkeit, dem magischen Realismus und dem Art déco inspirieren lässt. Dass sich Bühler intensiv mit der Malerei und deren Geschichte befasst, zeigt sich auch in seiner Verarbeitung von Motiven, die dem Maleralltag zuzuordnen sind. Gleichzeitig zitiert er in verschiedenen Werken Aspekte, die verschiedenen Epochen der Kunstgeschichte zugeordnet werden können. Die mit Farbe befl eckten Hände («Still Life with the Painter’s Hands») erinnern an Michelangelo Buonarrotis Deckenfresko «Die Erschaffung Adams», von dem insbesondere die Hände immer wieder reproduziert werden. Die leblos wirkenden Lebensmittel auf dem Werk «Kohlkopf» oder die Anordnung von Putzutensilien auf «Le chat» können als zeitgenössische Versionen von Vanitas-Stillleben verstanden werden, die insbesondere im Barock verbreitet waren. Die Düsterkeit und Vergänglichkeit ist charakteristisch für diese Art von Stillleben und fi ndet auch in Bühlers Werken Ausdruck.Die Kunst, Alltagsobjekte in absurde Situationen zu bringen, beherrscht der Künstler gekonnt. Dabei verwirrt er die Betrachter:innen und lässt sie ihre gewohnten Betrachtungsmuster hinterfragen. Die Werke scheinen durch die uns bekannten Objekte extrem zugänglich und gleichzeitig fern und nicht fassbar. So schafft der Künstler in seinen eigentlich doch sehr klaren Werken spannende Gegensätze, die teils zusätzlich durch die Titel der Werke betont werden. Oft erklären sich diese erst bei intensiver Auseinandersetzung mit den Werken. Teils sind sie schlicht einem einzelnen Objekt auf dem Werk zugeordnet, und es stellt sich die Frage, weshalb nun genau der Salzstock oder der Kohlkopf zum Titel wurden. Und warum nicht Odlo oder Pizza?

2008 beendete er sein Studium der Bildenden Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste mit einem Diplom. Im Werk von Florian Bühler geht es um Malerei und ihre Kraft, eine eigene, widerspenstige und teilweise hinterhältige Realität zu erschaffen. Die aufwendige Arbeitsweise Bühlers ist bemerkenswert: Etappenweise legt der Künstler mehrere Farbaufträge übereinander, bis sich die Schichten zur fertigen Oberfläche schliessen. Stilistisch und motivisch orientieren sich seine klein–bis mittelformatigen Ölgemälde an den Stillleben des Barocks, der Neuen Sachlichkeit und der Pop Art. Sie bewegen sich innerhalb des Porträts, des Stilllebens und der Genremalerei, wobei sich die einzelnen Gattungen immer wieder überschneiden können. Werke von Florian Bühler finden sich in renommierten privaten und öffentlichen Sammlungen im In- und Ausland.

florianbuehler.com

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