Andrea Muheim

*1968 in Zürich , †2023 in Zürich

Die Suche nach Natürlichkeit zieht sich durch Andrea Muheims Motive. «Lose my mind» nennt sich eine vielteilige Serie, die die nackt tanzende Künstlerin zeigt, scheinbar eins mit ihrem Körper. Ihre Sujets sind immer persönlich. «Die Malerei ist mein Ausdrucksmittel, vielleicht wie ein Tagebuch», bemerkte sie 1995. «Ich male mich selber, meine Freunde und Freundinnen. Beobachtungen mischen sich mit Vorstellungen und Gefühlen.»Seit einigen Jahren malt Andrea Muheim zudem Landschaften und Blumen. Nicht nur, weil sie häufi g mit Menschen verbunden sind, wirken auch ihre Blumenstillleben persönlich. Die Künstlerin setzt Wiesen- und Waldblumen genauso ins Bild wie Gartenblumen. Bei aller Natürlichkeit, die stimmungsvollen Kompositionen sind sorgfältig inszeniert. Die Blumen, einzeln oder als Strauss, erscheinen in der Bildmitte und leicht abgetönt im Gegenlicht, während die räumliche Rahmung, oft durch ein Fenster, und das Spiel von Licht und Schatten spannende Asymmetrien konstruieren, wie um die unerklärbare Schönheit etwas zu brechen.Andrea Muheim arbeitet nach Fotografi en. Die Baumwolle spannt sie selber auf. Sie malt mit Ölfarbe, manchmal mit Wasser verdünnt, in letzter Zeit häufi g auf farbigem Acrylgrund, etwa beim Gold der «Inkalilien II» in einer PET-Flasche von 2018. Die drei Varianten von «Sträusschen», 2016–2017, veranschaulichen nicht nur unterschiedliche Lichtverhältnisse, sondern auch verschiedene Malweisen: I ist mit feinem Pinsel gemalt, II mit grobem, verfranstem, III kombiniert beide Verfahren. In Andrea Muheims transparenter Malerei ist meist auch das, was weiss oder schwarz erscheint, vielfarbig. So ist dem Schwarz der Trockenblume mit Titel «Solitaire», 2019, Preussischblau oder Krapplack beigemischt.In den kleinformatigen Landschaften mit Badenden von 2017 zeigt sich Intimität mit der Natur eines Zürcher Oberländer Weihers. Im Bild «Im letzten Sommer» hat die Künstlerin Figur und Vegetation skizzenhaft sichtbar gemacht, indem sie mit Stoff die grünblaue Schicht abwischte und die rotorange freilegte. Auf der Wasseroberfl äche in «Brigit» evoziert Verwischen ein Lichtspiel. Auch in «Auf dem Weg oder Baratti V», 2015, gibt es verwischte Partien, die den Schmelz des Bildes dynamisieren, das den Sohn der Künstlerin im warmen Gegenlicht der Abendsonne in der Toskana zeigt. Verbindungen der Figur zur Landschaft drücken sich neben der Farbigkeit in den geschlossenen Augen aus. Figurative Malerei vermag, zauberhaften Momenten Dauer zu verleihen.

Seit ihrem Studium am Vorkurs der Schule für Gestaltung Zürich 1988–1989 und an der Fachklasse für freie Kunst Bern 1989–1991 beschäftigt sich die Künstlerin vor allem mit Malerei, seltener mit Stickerei und Objekten im Bereich der klassischen Genres Porträt, Landschaft, Interieur und Stillleben. Ihr grosser Schaffensdrang widerspiegelt sich in einer regen Ausstellungstätigkeit ebenso wie in diversen Aktionen. Sie erhielt mehrere Preise, und ihre Werke sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. 2020 porträtierte sie die Regierungsrätin Carmen Walker Späh für die Ahnengalerie des Kantons Zürich. Seit 2019 ist sie Dozentin für Malerei am Propädeutikum der Zürcher Hochschule der Künste.

Der «Salon» schafft Vernetzung und Austausch – was ich oft einsam arbeitende Malerin gebrauchen kann. Ich freue mich deshalb immer auf die Sitzungen, die von einvernehmlichem Zusammensitzen bis hin zu hitzigen Auseinandersetzungen alles bieten. Andrea Muheim, September 2020

andrea-muheim.ch

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Alex Bär